Dokumentation Einblicke in den NSU-Komplex

Ein Exkursionsbericht

Information

Zeit

30.08.2017

Themenbereiche

Erinnerungspolitik / Antifaschismus, Rassismus / Neonazismus

Nach 379 Verhandlungstagen besuchten wir als eine Gruppe von zehn Personen aus Thüringen den NSU-Prozess in München. Zwei Prozesstage verfolgten wir von der Zuschauerinnentribüne aus, nachdem wir am Vorabend unseres ersten Prozesstages von einem Aktiven von "NSU-Watch" eine Einführung in den aktuellen Stand der Verhandlung und die Anordnung der Kläger und Angeklagten im Gerichtssaal bekamen, sowie uns über aktuelle Fragestellungen zum Prozess und dem NSU-Komplex ausgetauscht haben.

Am Donnerstag waren wir rechtzeitig am Gericht, um auf der Zuschauerinnentribüne Platz zu finden. Der Prozesstag startete mit einer Protestaktion von Aktivist*innen des Tribunals "NSU-Komplex auflösen", welche zu einer Unterbrechung der Verhandlung sorgte. Die Protestaktion bestand darin Teile der Anklageschrift des Tribunals auf der Zuschaurinnentribüne zu verlesen und Zettel mit den Namen weiterer, vom Tribunal angeklagten, Personen in den Gerichtssaal zu werfen. Begleitet wurde die Aktion von einer Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude. Nach der Unterbrechung wurde die Lesung des Plädoyers der Bundesanwaltschaft fortgesetzt.

Nach dem Prozesstag fanden wir uns als Gruppe zusammen, um das Gehörte gemeinsam zu besprechen, uns auszutauschen und über Themen wie die unterschiedliche Betrachtung des NSU-Komplex durch Bundesanwaltschaft und zum Beispiel dem Tribunal "NSU-Komplex auflösen" zu diskutieren. Gut für die Gruppe war, dass wir dabei auch eine Moderation und Gesprächsleitung durch einen Exkursionsteilnehmer in Anspruch nehmen konnten.

Am Freitag verfolgten wir als Gruppe erneut den Prozess und hörten dabei auch die rechtliche Einordnung der im Plädoyer angebrachten Straftaten.

Zum zweiten Teil der Exkursion, dem Besuch des Untersuchungsausschusses 6/1 im Thüringer Landtag, erlebte die Gruppe die Befragung eines Polizeibeamten sowie des Leiters des Jenaer Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft. Sofort bemerkt wurde von der Gruppe die unterschiedliche Herangehensweise der Ausschussmitglieder der verschiedenen Fraktionen an die Befragung. In der Mittagspause gab es die Gelegenheit mit der LINKEN-Abgeordneten Katharina König-Preuß und dem Mitarbeiter der Fraktion DIE LINKE, Steffen Trostorff, über den Ablauf der Ausschusssitzung, dessen Arbeitsweise und die Fokussierung auf das NSU-Netzwerk in Thüringen ins Gespräch zu kommen. Im Anschluss des Ausschusses gab es ein letztes moderiertes auswertendes Gespräch der Teilnehmenden.