23. Juni 2023 Workshop Der Thermidor, der nie stattfand

Heinz Langerhans und die Kritik des Bolschewismus-Stalinismus

Information

Veranstaltungsort

Weimar (genauere Infos nach Anmeldung)

Zeit

23.06.2023, 17:00 - 25.06.2023, 16:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Erinnerungspolitik / Antifaschismus

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Heinz Langerhans (1904-1976) war ein Opfer des NS-Terrors: physisch wie psychisch. Dass er im Widerstand war, ließen ihn die Nazis mit Gestapo-Folter und KZ büßen. Die theoretisch-analytische Verarbeitung dieses Schreckens steht im Mittelpunkt seiner wichtigsten Schriften, die er zwischen 1939 und 1943 verfasste.

Dennoch ist er nicht der eigentliche Antrieb seines Schreibens. Die ursprüngliche Motivation für die theoretische Arbeit wird durch die Auseinandersetzung mit dem Faschismus vielmehr verdeckt – man kann auch sagen: durchkreuzt und verkompliziert. Denn Langerhans erlebte als junger und unfreiwilliger KPD-Dissident der 1920er Jahre die Selbstzerstörung der Partei durch ihre Unterwerfung unter Moskauer Direktiven und, vermittelt über enge politische Kontakte, die Ausschaltung und Verfolgung der linken (Arbeiter-)Opposition in der Sowjetunion. Im Kern ist sein zersplittertes, ganz überwiegend nur in Fragmenten vorliegendes Werk anti-stalinistisch und darüber hinaus anti-bolschewistisch.
Der Vortrag legt diesen Kern frei und stellt die verschiedenen Ansätze vor, mit denen Langerhans versucht hat, den Totalitarismus in der Sowjetunion aus proletarisch-kommunistischer Sicht zu fassen. Im Mittelpunkt steht der Begriff des „Thermidor“, Langerhans sah ihn kritisch. Trotzki, und mit ihm eine ganze Generation dissidenter Kommunisten, bezeichneten mit diesem Schlagwort – in Anspielung auf den Niedergang der französischen Revolution – den Kipppunkt der russischen Revolution hin zur Alleinherrschaft Stalins. Was aber, wenn es diesen Thermidor nie gegeben hat?

Der Workshop widmet sich dem, was oben bereits als „Durchkreuzung“ und „Verkomplizierung“ angeklungen ist: Es geht um eine materialistische Totalitarismus-Theorie, die sich nicht nur dem „Thermidor“ der russischen Revolution stellen muss, sondern dem gesamten Zeitbild – Stalinismus, Faschismus und Monopolkapitalismus –, will sie nicht selber Phantome und Trugbilder produzieren. Im Workshop sollen nur wenige Texte von Langerhans erarbeitet und diskutiert werden. Das entspricht der fragmentarischen, lückenhaften Gestalt seines Werkes, schärft aber vor allem die Konzentration auf seine häufig in ebenso bestechender wie trügerischer Knappheit formulierten Gedanken.
Felix Klopotek ist Autor und Journalist und lebt in Köln. Er beschäftigt sich u.a. mit den Dissidenten der Arbeiterbewegung. In der theorie.org-Reihe des Schmetterling-Verlags hat er den Band "Rätekommunismus. Geschichte - Theorie" veröffentlicht. 2022 veröffentlichte er im Unrast-Verlag die Werkbiographie "Heinz Langerhans: Die totalitäre Erfahrung".

Für die Teilnahme bitten wir um eine Anmeldung per e-Mail: biko@arranca.de - ein Reader und genauere Informationen zum Veranstaltungsort und dem Ablauf werden dann zugesandt.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Kunst, Spektakel & Revolution“. Weitere Infos: http://spektakel.org

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

Telefon: 0361 5504115