9. Mai 2022 Diskussion/Vortrag Community Kapitalismus

Reihe "Marx am Montag"

Information

Veranstaltungsort

Seminarraum
Zwätzengasse 4
07743 Jena

Zeit

09.05.2022, 18:30 - 20:30 Uhr

Themenbereiche

Kapitalismusanalyse

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Mit Dr. Tine Haubner (FSU Jena)

Der Gegenwartskapitalismus steckt nicht nur in einer ökonomischen, sondern längst auch in einer ökologischen, politischen und sozialen Funktionskrise. Die multiplen Krisendynamiken verdichten sich zudem zu einer Krise der sozialen Reproduktion: Jahrzehnte der Privatisierung, Deregulierung und Kommodifizierung haben private und öffentliche Sorgekapazitäten erodieren lassen, auf die der Kapitalismus mit seiner strukturellen „Sorglosigkeit" konstitutiv angewiesen ist. Hat sich der neoliberale Kapitalismus also gewissermaßen selbst zu Tode gesiegt? Nein – lautet die Antwort. Der Kapitalismus stellt vielmehr aufs Neue seine enorme Wandlungsfähigkeit unter Beweis, nimmt vom jahrelang gepredigten radikalen Individualismus Abstand und treibt die Suche nach gemeinschaftsförmigen Krisenlösungen voran. Unbezahlte Arbeit war und ist das Lebenselixier des Kapitalismus: Je weniger selbstverständlich unbezahlte Arbeit im Privathaushalt erbracht wird, desto größer wird die Bedeutung informeller Sorgearbeit außerhalb der Familie, die in Zeiten der Krise der sozialen Reproduktion zum Gegenstand politischer Steuerung und Aktivierung avanciert.

Im Rahmen des jüngst erschienenen Buches "Community Kapitalismus" (Hamburger Edition 2021), stellt Tine Haubner die gemeinsam mit Silke van Dyk formulierte These des Community Kapitalismus vor, dessen politische und moralische Ökonomie sich durch die Verzivilgesellschaftlichung der sozialen Frage und die Verknüpfung von nicht regulär entlohnter Arbeit und Gemeinschaftspolitik auszeichnet.

Dr. Tine Haubner ist Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena und forscht im Bereich Kapitalismus- und Gesellschaftstheorie sowie zur Arbeitsgesellschaft, insbesondere zu informellen oder unbezahlten Arbeitstätigkeiten, Reproduktions- und Sorgearbeit sowie freiwilliges Engagement."

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