Nachricht | Antisemitismus (Bibliographie) - Linke und jüdische Geschichte - Shoah und linkes Selbstverständnis - Deutsch-deutsche Geschichte - Theorie des Antisemitismus Jüdisches Leben in Erinnerung und Gegenwart; Göttingen 2023

Nachschlagewerk enthält 188 Einträge zu Archiven, Bibliotheken, Museen, Gedenk- und Forschungsstätten

Information

Das hier zu annotierende Handbuch enthält 188 Institutionen und Initiativen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz zur jüdischen Geschichte und Kultur sammeln, forschen und vermitteln. Es sind Museen(weltweit soll es über 120 davon geben, S. 11), Bibliotheken und Archive, Gedenkstätten, Kommissionen, Universitätsinstitute und auch kleinere private Initiativen und Vereine; enthalten sind Projekte zur Erforschung jüdischer Friedhöfe ebenso wie wenige genealogische Gesellschaften. Sie sind lokal, regional sowie überregional tätig und werden durch staatliche Förderung oder privates Engagement getragen.

Ob sie «alle» allerdings «zivilgesellschaftliche Entwicklungen seit 1945 [widerspiegeln]», wie die HerausgeberInnen schreiben (S. 7) was dann klingt, als seien sie aufgrund von Druck aus der Bevölkerung entstanden, dürfte diskussionswürdig sein. Die meisten der größeren haben ihre Entstehung und die allermeisten ihre aktuelle Finanzierung nahezu vollständig staatlichen Mitteln zu verdanken, was das Graswurzelengagement vieler BürgerInnen in dem Themenfeld nicht unsichtbar machen soll.

Das Buch bietet eine aktuelle Bestandsaufnahme der Institutionen und Initiativen dieses Feldes. Sie blicken vereinzelt auf eine längere Tradition zurück, sind aber meist in den letzten drei Jahrzehnten entstanden oder haben seitdem an Bedeutung gewonnen. Die Einträge wurden von InitiatorInnen und (ehemaligen) MitarbeiterInnen der Institutionen verfasst. Sie beschreiben deren Entstehung, Entwicklung und Aufgaben. Genauere Angaben zu den Archiv- und Sammlungsbeständen ermöglichen Interessierten einen Zugang zu schriftlichen, bildlichen und materiellen Überlieferungen zur jüdischen Geschichte und Kultur im deutschsprachigen Raum. Drei kurze, aber ob ihrer Inhalte sehr lesenswerte Beiträge zu jüdischen Museen, zu Gedenkstätten und zur Forschung zu jüdischen Friedhöfen sowie eine Vorstellung der (Geschichte der) Arbeitsgemeinschaft Jüdische Sammlungenleiten das Nachschlagewerk ein.

Ob sich Privatpersonen den immerhin preiswerten Band anschaffen sollten, der Informationen enthält, die so auch online zu finden sind (mit Stand 2018 zum Beispiel Anna Menny / Miriam Rürup / Björn Siegel: Jüdische Geschichte im deutschsprachigen Raum, in: Clio Guide - Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, 2. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2018) muss hier offen bleiben.

Karin Bürger und Ortwin Pelc (Hrsg.) Jüdisches Leben in Erinnerung und Gegenwart. Archive, Bibliotheken, Museen, Gedenk- und Forschungsstätten im deutschsprachigen Raum (Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen; Bd. 33), Wallstein-Verlag, Göttingen 2023, 271 Seiten, 24 z.T. farb. Abb., 20 Euro

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