Im Jahr 2000 verabschiedeten die Vereinten Nationen acht Milleniumsentwicklungsziele (Millenium Development Goals – MDG) zur Reduktion von Hunger und absoluter Armut, zur Verbesserung der sozialen Daseinsvorsorge, aber auch zum Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung. Knapp 15 Jahre später sind kaum Erfolge zu verzeichnen. Außer einer drastischen Reduzierung der Zahl der Hungerleidenden, bedingt insbesondere durch die Entwicklungen in China, wurden die Zielvorgaben nicht annähernd erreicht. Doch an Stelle einer selbstkritischen Reflexion und der Einsicht in die Ursachen für das weitgehende Scheitern bisheriger entwicklungspolitischer Bestrebungen, wird mit den Nachhaltigkeitsentwicklungszielen (Sustainable Development Goals – SDG) bereits die nächste große Kampagne geplant.
Die Widersprüche und Probleme der Entwicklungszusammenarbeit waren das Thema der Konferenz „Von Demokratie, Interessen und Fortschritt – Über die Zukunft der Entwicklungspolitik in Afrika“. Bruno Sonko, Programmmanager der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dakar, kritisierte den Widerspruch zwischen dem Versprechen des globalen Nordens auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe und der tatsächlich praktizierten vormundschaftlichen Entwicklungspolitik. Wenn Hilfe nur gekoppelt an bestimmte liberale Konditionen (Good Governance, Marktöffnung, etc.) gewährt wird, kann nicht von einer Gleichberechtigung zwischen Akteuren im globalen Norden und Süden gesprochen werden. Zudem verhindern die international bestehenden ökonomischen und politischen Machtasymmetrien eine gleichberechtigte Zusammenarbeit. Diese Einschätzung teilte auch Peter Wahl, Mitglied bei WEED und im wissenschaftlichen Beirat von Attac. Des Weiteren forderte er insbesondere von den Nichtregierungsorganisationen im Norden einen Paradigmenwechsel in der Entwicklungszusammenarbeit durch deren Öffnung hin zu sozialen Bewegungen. Diese Öffnung muss einhergehen mit einer Abkehr von der bisherigen Orientierung auf einzelne Teilaspekte von Entwicklung, wie beispielsweise Bekämpfung von HIV/AIDS, zugunsten einer breiteren Problematisierung globaler Herrschafts- und Machtverhältnisse.
Demba Moussa Dembele vom Forum Africaine des Alternatives und Direktor von ARCADE (Africaine de Recherche et Coopération pour l’Appui au Développement Endogène) befand, dass die afrikanischen Staaten sich nicht zur „falschen Wahl“ zwischen Entwicklungshilfe aus China oder aus Europa und den USA verleiten lassen sollten, sondern Afrika vielmehr einen eigenständigen Weg von Entwicklung finden muss. Solch ein alternatives Entwicklungsmodell, das mit dem hegemonialen Neoliberalismus bricht und den Marktfundamentalismus durch eine solidarische Praxis der Zusammenarbeit ersetzt, bedarf grundlegender Veränderungen sozialer Kräfteverhältnisse und damit Anpassungsleistungen sowohl im globalen Süden als auch im Norden.
Die Konferenz fand am Samstag, dem 24.05.2014, im Haus der Demokratie und Menschenrechte in der Greifswalder Straße 4 in Berlin statt. Veranstalter waren die Rosa-Luxemburg-Stiftung, SODI, AfricAvenir und Dafrig.