Eine gute und bezahlbare Wohnung oder Sozialwohnung zu finden, wird immer schwieriger, vor allem für untere und mittlere Einkommensschichten. Immer mehr Landesregierungen widmen sich daher verstärkt dem Thema Wohnen. Die jetzt veröffentlichte Studie mit dem Titel »Soziale Wohnraumversorgung in Thüringen. Herausforderungen und Möglichkeiten der Landesebene« empfiehlt mehrere Wege aus dieser aktuellen Lage, darunter insbesondere die Gründung eines landeseigenen Thüringer Wohnungsunternehmens. Dieses solle ein breites Aufgabenspektrum übernehmen, etwa in den Bereichen Neubau, Ankauf, Sanierung und Bewirtschaftung.
Angesichts der sich verschärfenden Krise der sozialen Wohnraumversorgung haben sich in jüngster Vergangenheit verschiedene Landesregierungen verstärkt der Wohnungsfrage zugewandt. In Bayern und Niedersachsen wurden landeseigene Wohnungsunternehmen gegründet, Baden-Württemberg ist mit einer Wohnraumoffensive in die Bodenbevorratung eingestiegen. Auch in Thüringen stellt sich die Frage: Was kann die Landesebene für eine soziale Wohnraumversorgung tun?
Nicht-Thüringer*innen – und auch manchen Thüringer* innen – mag die Dringlichkeit der Frage vielleicht überraschen, denn schließlich wird in der öffentlichen Debatte die Wohnungsfrage vor allem als ein Problem von Metropolen hervorgehoben. Aber auch in einem hauptsächlich ländlich geprägten Flächenbundesland wie Thüringen mit seinen wenigen Großstädten und vielen schrumpfenden Regionen gibt es große Probleme bei der sozialen Wohnraumversorgung. Im ersten Kapitel dieser Studie werden deshalb die spezifischen Herausforderungen der Wohnraumversorgung in Thüringen dargestellt. Im zweiten Kapitel werden die Strategien anderer Bundesländer, mit der Wohnungsfrage umzugehen, vorgestellt. Unter Berücksichtigung der spezifischen thüringischen Herausforderungen der Wohnraumversorgung und der existierenden gemeinwohlorientierten Wohnungswirtschaft sowie Überlegungen anderer Landesregierungen wird im dritten Kapitel die Idee entwickelt, in Thüringen ein landeseigenes Wohnungsunternehmen zu gründen. Die Studie möchte damit eine Diskussion anstoßen, ob und wie ein solches landeseigenes Wohnungsunternehmen tätig werden könnte, und erste Vorschläge für dessen Aufgaben und Ausgestaltung liefern.
Lisa Vollmer über bezahlbares Wohnen in Thüringen
Die Autorin:
Lisa Vollmer ist seit Februar 2024 Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für raumbezogene Sozialforschung. Davor war sie neun Jahre am Institut für Europäische Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar beschäftigt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Wohnungspolitik und soziale Bewegungen.
Inhalt:
- Einleitung
- Methode
- 1 Herausforderungen der Wohnraumversorgung in Thüringen
- 1.1 Demografische Entwicklung
- 1.2 Bezahlbarkeit und Qualität des Wohnungsbestands
- 1.3 Stadt- und Raumentwicklung und die (mangelnde) Steuerungsfähigkeit der Gemeinden
- 2 Instrumente der Landesebene zur Unterstützung der Wohnraumversorgung – Beispiele aus anderen Bundesländern
- 2.1 BayernHeim
- 2.2 WohnRaum Niedersachsen
- 2.3 Wohnraumoffensive und Kompetenzzentrum Wohnen in Baden-Württemberg
- 2.4 Entschuldung in Mecklenburg-Vorpommern
- 2.5 Mieter*innenbeteiligung bei den landeseigenen Wohnungsunternehmen in Berlin
- 3 Ein landeseigenes Wohnungsunternehmen für Thüringen?!
- 3.1 Lage der gemeinwirtschaftlichen Wohnungsunternehmen Thüringens
- 3.2 Warum ein landeseigenes Wohnungsunternehmen?
- 3.3 Was gibt es schon?
- 3.4 Aufgaben eines landeseigenen Wohnungsunternehmens in Thüringen 28
- 3.5 Gründungsprozess
- 3.6 Mitbestimmungsstrukturen
- 3.7 Finanzierung
- 3.8 Rechtsformen
- Fazit